abgeschlossen 04/2008
Die im Rahmen des Projektes 4132 "Druckkräfte auf die unterste lumbale Bandscheibe beim Schaufeln" ermittelten maximalen Druckkräfte wiesen erhebliche Streuungen in Abhängigkeit von Schaufeltechnik bzw. vom Arbeitstempo auf, sodass kein einheitlicher Belastungswert für das Schaufeln angegeben werden kann. Auf Initiative der BG BAU sollte daher eine Expertenrunde die Messdaten hinsichtlich einer einheitlichen Beurteilung in BK-Feststellungsverfahren interpretieren. Ziel des Projektes war die Erstellung einer Handlungsanleitung zur Beurteilung der arbeitstechnischen Voraussetzungen im BK-2108-Feststellungsverfahren für die Tätigkeit Schaufeln auf der Grundlage der Ergebnisse des Projektes 4132.
Zunächst erfolgte die statistische Analyse und die Interpretation der biomechanischen Belastungsdaten, die im Rahmen des Projektes 4132 erhoben wurden. Die verschiedenen Schaufeltechniken bzw. -tätigkeiten wurden nach vergleichbaren Kompressionskräften in Gruppen zusammengefasst. Im Rahmen einer Expertenrunde aus Vertretern der BG BAU, des Instituts für Arbeitsphysiologie an der Universität Dortmund (IfADo) und des BGIA - Institut für Arbeitsschutz sollte anschließend ein Konsensvorschlag zur Beurteilung der Bandscheibenkompressionskräfte bei Schaufeltätigkeiten erarbeitet werden.
Die gefundene Verteilung der Bandscheibenkompressionskräfte legte es nahe, bei den unterschiedlichen Schaufeltätigkeiten zwischen einem Regel- und einem Sonderfall zu unterscheiden. Im Regelfall ist von einer maximalen Bandscheibenkompressionskraft von 3,5 kN und einer Belastungsdauer von 2 s je Schaufelvorgang auszugehen. Im außergewöhnlichen Sonderfall, der bei sehr hohem Arbeitstempo gegeben ist - wie beispielsweise bei Estrichlegerhelfern beim ausschließlichen Schaufeln von Sand, beträgt die maximale Kompressionskraft 6,25 kN bei 1,5 s Belastungsdauer je Schaufelvorgang. Die Schaufelbeladung liegt in allen Fällen bei rund 8 kg. Um die Tagesdosis durch die Schaufeltätigkeit zu bestimmen, ist nach den täglich geschaufelten Schüttgutmengen bzw. der erreichten Tagesleistung, wie z. B. verbaute Kubikmeter Estrich oder Anzahl hergestellter Mischungen, zu fragen. Damit ist die Rückrechnung auf die geschaufelte Schüttgutmasse und schließlich auf die Anzahl der Schaufelvorgänge pro Arbeitsschicht verlässlicher möglich als bei einer direkten Frage nach der Anzahl der Schaufelvorgänge pro Tag bzw. über den Rechenweg aus der Gesamtdauer der Schaufeltätigkeit pro Arbeitsschicht.
Bauwirtschaft
Gefährdungsart(en):Arbeitsbedingte Erkrankungen, Handhabung von Lasten
Schlagworte:Muskel-Skelett-Erkrankungen (außer Krebserkrankungen), Physische Beanspruchung/Belastung, Berufskrankheit
Weitere Schlagworte zum Projekt:Berufskrankheit, Belastungsbewertung, lumbale Bandscheibe, Hebe- und Tragetätigkeiten, Schaufeln, Belastungsmessungen