Der montagespezifische Kraftatlas I

Projekt-Nr. BGIA 4141

Status:

abgeschlossen 07/2008

Zielsetzung:

Die in der Normung und Literatur genannten maximalen statischen Aktionskräfte des Menschen beziehen sich ausschließlich auf die Ausübung in annähernd aufrechter Körperhaltung. In industriellen Fertigungsprozessen müssen Körperkräfte jedoch häufig in nicht aufrechten Körperhaltungen mit Gelenkstellungen außerhalb der Neutralstellungen ausgeübt werden. Ziel des Projektes, das vom Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG) gefördert wurde (FFFP0262 "Der montagespezifische Kraftatlas - Teil II"), war es daher, Aktionskräfte des ganzen Körpers und des Hand-Arm-Systems für real-typische Haltungen und Anwendungsfälle bei industriellen Projektpartnern und im Labor in perzentilierter Form zu ermitteln und im sogenannten "montagespezifischen Kraftatlas" aufzulisten. Von den maximalen statischen Aktionskräften sollten maximal empfohlene - "erträgliche" - Kraftwerte unter Berücksichtigung von tätigkeits- und personenbezogenen Parametern abgeleitet werden. Dazu war ein geeignetes Verfahren unter Berücksichtigung von Korrekturfaktoren zu erarbeiten, das auch im Rahmen von Gefährdungsbeurteilungen eingesetzt werden kann. Nach der statistischen Bearbeitung der Kraftdaten sollten die Ergebnisse in die Darstellungsform eines Kräfteatlasses überführt werden. Abschließend stand die Erarbeitung eines Bewertungsverfahrens zur Ableitung von maximal empfohlenen Aktionskräften aus den Maximalkraftwerten des Kräfteatlasses an. Der Kräfteatlas sollte im Bereich der Planung industrieller Arbeitsplätze und bei der Gefährdungsanalyse eingesetzt werden.

Aktivitäten/Methoden:

Am Berufsgenossenschaftlichen Institut für Arbeitsschutz - BGIA erfolgten die Weiterentwicklung und der Bau von zwei mobilen und modularen Messsystemen mit zwei Drei-Komponenten-Messgriffen zur Messung von Ganzkörperkräften und von Hand-Arm-Kräften. Zur Erfassung der Messwerte wurde die Software des CUELA-Messsystems für den speziellen Messfall angepasst und eine Schnittstelle zur Datenübertragung an eine externe Software erstellt. Neben den Praxismessungen in den am Projekt beteiligten Betrieben wurden zu Validierungszwecken Ganzkörperkraftmessungen in montagetypischen Körperhaltungen auch im Labor durchgeführt (dreidimensionale Bewegungsmessungen).

Ergebnisse:

Im „montagespezifischen Kraftatlas“ sind maximale isometrische Kraftwerte für 54 praxistypische beidhändige Kraftausübungen des Ganzkörper-Systems und 38 Kraftausübungen des Hand-Finger-Systems in perzentilierter Form dargestellt. Über Korrekturfaktoren, die in den Laborstudien ermittelt wurden, können die Maximalkräfte für asymmetrische und einhändige Kraftfälle bestimmt werden. Auf dieser Datenbasis wurde ein Bewertungsverfahren zur Ermittlung von maximal empfohlenen Kraftwerten unter Berücksichtigung von personen- und tätigkeitsspezifischen Parametern entwickelt, das sowohl bei Planungs- als auch bei Ist-Analysen eingesetzt werden kann.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitswiessenschaft der TU Darmstadt
Branche(n):

Fahrzeugbau

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Erkrankungen, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Gestaltung von Arbeit und Technik

Schlagworte:

Belastung, Ergonomie, Physische Beanspruchung/Belastung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Ganzkörperkräfte, Fingerkräfte, Montagearbeitsplatz, Arbeitsplatzplanung, Gefährdungsbeurteilung, maximal "empfohlene" Kraftwert