Nachstellung der Arbeitsplatzexposition beim Schweißen von Schienen

Projekt-Nr. BGIA 2067

Status:

abgeschlossen 02/2007

Zielsetzung:

Im Rahmen eines BK-Ermittlungsverfahrens sollte die Exposition eines Schweißers durch polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und weitere Pyrolyseprodukte abgeschätzt werden. Der Versicherte war von 1965 bis 2000 als Schweißer im Gleisbau (Weichen- und Kreuzungsbau) tätig. Nach Angaben des Versicherten wurde beim Verschweißen der Schienenstöße auf den teerölimprägnierten (Kreosot oder Carbolineum) Holzschwellen eine starke Rauchentwicklung beobachtet. Es sollte geklärt werden, ob es sich bei diesen Ausdünstugen um PAK oder andere krebserzeugende Inhaltsstoffe der Holzschwellen handelt. Das Problem bestand darin, dass weder Messdaten aus dem fraglichen Zeitraum vorlagen, noch valide Daten im BK-Report "BaP-Jahre" zu finden waren. Von Seiten der Berufsgenossenschaft Metall Nord Süd wurde daher angeregt, den gesamten Arbeitsgang "Verschweißen von Schienen" nachzustellen.

Aktivitäten/Methoden:

Zur Nachstellung der Exposition musste zunächst ein Partner ausfindig gemacht werden, der in der Lage war, die alten Schweißverfahren anzuwenden und alte, steinkohlen-teerpechimprägnierte Schwellen zu beschaffen. Die Arbeiten konnten schließlich von der Firma Stücker Schienenschweißungen aus Bochum übernommen werden. Es wurden zwei Messreihen durchgeführt, die den Arbeitsgang Verschweißen von Schienenstößen nachstellen sollten. Nachgestellt werden konnte allerdings nur das KB-Elektrodenschweißverfahren. Bei der ersten Messung handelte es sich um eine Baustelle des DB-Museums Koblenz. Es wurde besonders darauf geachtet, dass die Messungen bei Schweißvorgängen auf alten Schwellen (ca. 25 bis 30 Jahre alt) durchgeführt werden konnten. Die zweite Messung erfolgte auf dem Gelände des BGIA - Institut für Arbeitsschutz. Da der Versicherte ausschließlich im Bereich Weichen- und Kreuzungsbau tätig war, sollten die Emissionen beim Schweißen einer Naht über einer Koppelschwelle bestimmt werden. Dazu wurden zwei kurze Schienenstücke auf zwei ca. 30 Jahre alte Schwellen gelegt und verschweißt. Analysiert wurden 16 PAK in der Luft sowie das Schwellenmaterial.

Ergebnisse:

Die in der Bahnschwelle festgestellten PAK-Konzentrationen (für BaP ca. 500 mg/kg) sind typisch für mit Steinkohlen-Teerpechprodukten (Kreosot- oder Carbolineum) imprägnierte Hölzer. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass im Gegensatz zu Angaben aus dem BK-Reports "BaP-Jahre" 3, bei Schweißarbeiten an Schienen, die auf solchen Schwellen verlegt sind, Expositionen gegenüber Benzo[a]pyren nicht auszuschließen sind. An der Person wurden Konzentrationen zwischen 0,28 und 1,5 µg/m³ gemessen. Der hohe Wert bei der ersten Messung ist unter Worst-case-Bedingungen (Entflammen der Schwellen mit dem Brenner) zustande gekommen. Im Mittel - auch unter Berücksichtigung wärmerer Wetterbedingungen - dürfte die Exposition auf der Basis aller Messergebnisse bei 0,3 bis 0,4 µg/m³ liegen. Damit würde sich die Exposition gegenüber Benzo[a]pyren stets unterhalb des ehemaligen TRK-Wertes von 2 µg/m³ bewegen, selbst unter Worst-case-Bedingungen. Für die Berechnung der BaP-Jahre gemäß BaP-Report empfiehlt es sich, eine Konzentration von max. 0,4 µg/m³ zum Ansatz zu bringen. In der Regel nehmen Schweißarbeiten pro Schicht maximal fünf Stunden ein (Expositionsanteil 5/8). Durch die nachgestellten Expositionsmessungen konnte die Datenlage für den Bereich des Schienenschweißens erweitert und die Berechnung von BaP-Jahren erleichtert werden.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaft Metall Süd
Branche(n):

Metallbearbeitung

Gefährdungsart(en):

Gefahrstoffe, Arbeitsbedingte Erkrankungen

Schlagworte:

Berufskrankheit, Chemische Arbeitsstoffe, Krebserregende Stoffe

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Berufskrankheit, Pyrolyseprodukte, polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Schweißen