Azofarbstoffe in Pulverbeizen aus den 1950er bis 1970er-Jahren

Projekt-Nr. BGIA 2063

Status:

abgeschlossen 12/2007

Zielsetzung:

In der Vergangenheit wurden im Schreiner-/Tischlerhandwerk wässrige Farbbeizen eingesetzt, die teilweise aus Azofarbstoffen bestanden, die in krebserzeugende aromatische Amine gespalten werden können. Recherchen im Rahmen von Ermittlungen zur Berufskrankheit (BK) 1301 "Schleimhautveränderungen, Krebs oder andere Neubildungen der Harnwege durch aromatische Amine" haben ergeben, dass die pulverförmigen Beizen in der Regel in Wasser angerührt und mit Pinsel oder Ballen von Hand aufgetragen wurden.
Beim Anrühren und ggf. beim Nachbehandeln (Bürsten, Abledern) bestand die Möglichkeit der inhalativen Exposition. Dermale Exposition lag insbesondere beim Ballenauftrag der Beizen vor. Im Hinblick auf retrospektive Ermittlungen in angezeigten BK-Fällen ist es wünschenswert, Informationen darüber zu erhalten, welche Azofarbstoffe bzw. aromatischen Amine ggf. in welchen Mengen in Holzbeizen in der Vergangenheit vorgelegen haben. Nach Beschaffung von Originalproben sollten diese entsprechend analysiert werden.

Aktivitäten/Methoden:

Ca. 160 Pulverbeizen aus den 1950er- bis 1970er-Jahren sollten in Anlehnung an die Norm DIN EN 14362 "Verfahren für die Bestimmung bestimmter aromatischer Amine aus Azofarbstoffen" untersucht werden.
Hierzu wurden die Beizen einer reduktiven Azospaltung unterzogen, die freigesetzten Amine mit Heptafluorbuttersäureanhydrid derivatisiert und anschließend mittels Gaschromatografie/Massenspektrometrie analytisch bestimmt. Der Gehalt wurde über Standards halbquantitativ ermittelt.

Ergebnisse:

Bei ca. 80 % der Proben wurden keine als krebserzeugend eingestuften aromatischen Amine der Kategorie K1 nachgewiesen, in ca. 50 % der Proben weder K1- noch K2-Amine. Proben mit K1-Aminen enthielten maximal 35 mg/kg. Dies lässt darauf schließen, dass auf K1-Aminen basierende Azofarbstoffe in der Vergangenheit als Bestandteile von Holzbeizen mit großer Wahrscheinlichkeit nur von untergeordneter Bedeutung waren. Auch bei der Mehrheit der Proben mit K2-Aminen wurden Gehalte von weniger als 100 mg/kg gefunden. Bei einem Teil dieser Proben lagen die Konzentrationen dagegen bei einigen Tausend (max. bis zu einigen Zehntausend) mg/kg. Dies deutet darauf hin, dass diese Beizen Azofarbstoffe auf K2-Basis im zweistelligen Prozentbereich enthielten. Am häufigsten traten hierbei 4-Aminoazobenzol und o-Toluidin auf. Die Ergebnisse des Projekts können bei zukünftigen BK-Recherchen Berücksichtigung finden.

Stand:

05.06.2009

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitsschutz - BGIA
Branche(n):

Holzgewerbe

Gefährdungsart(en):

Gefahrstoffe

Schlagworte:

Chemische Arbeitsstoffe, Gefährdungsbeurteilung, Krebserregende Stoffe

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Pulverbeizen, Möbelherstellung, Azofarbstoffe, aromatische Amine, krebserzeugende Stoffe