Die Zahl der Covid-19-Akutbehandlungen sinkt. Doch einige Erkrankte leiden an langanhaltenden Beschwerden, die auch zu Arbeitsunfähigkeit führen können. Die gesetzliche Unfallversicherung hat für ihre Versicherten ein interdisziplinäres Beratungs- und Behandlungsangebot für das Post-Covid-Syndrom entwickelt.
Wochen- oder gar monatelang Atemprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Fatigue – die Symptome variieren und sind oft unspezifisch. Über das Post-Covid-Syndrom ist bisher wenig bekannt. Für die Behandlung ist das eine Herausforderung.
Frühzeitig haben die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung diese möglichen Krankheitsfolgen in den Blick genommen. Gemeinsam entwickelten die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und die BG Kliniken Anfang 2021 Angebote für Diagnostik und Rehabilitation von Post-Covid-Erkrankten. Ein Kraftakt, denn die vorhandenen Strukturen waren nicht auf diese zusätzliche Versorgung ausgelegt. Die neuen Angebote profitieren von der interdisziplinären Arbeitsweise der Kliniken. Diese hat sich auch bei der Behandlung anderer Berufskrankheiten und Arbeitsunfälle bewährt. „Unsere Akut- und Rehakliniken verfügen über eine hervorragende, langjährige Expertise in allen Fachbereichen der Diagnostik, Therapie und Rehabilitation bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten. Diese breit gefächerte Kompetenz machen wir uns bei der Behandlung des Post-Covid-Syndroms mit seinen sehr unterschiedlichen Symptomen zunutze“, sagt Professor Stephan Brandenburg, Hauptgeschäftsführer der BGW.
Von den neuen Angeboten nutzen Versicherte zunehmend den Post-Covid-Check. Das ist ein bis zu zehntägiges stationäres Verfahren, bei dem nach einer ausführlichen neurologischen und psychologischen Diagnostik der individuelle Behandlungs- oder Rehabilitationsbedarf ermittelt wird. Medizinische Versorgung und Therapien finden dann in den Akut- und Rehakliniken statt. Innerhalb des stationären Heilverfahrens werden Post-Covid-Erkrankte mit multiplen Beschwerden wie Atem- und Herzbeeinträchtigungen, Fatigue, psychischen Beschwerden und kognitiven Einschränkungen ganzheitlich behandelt. Die Leistungen umfassen physio-, bewegungs- und sporttherapeutische Therapien.
"Die gesetzliche Unfallversicherung setzt alle geeigneten Mittel ein, Menschen mit berufsbedingten Beschwerden zu helfen und ihre soziale Teilhabe und Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Unsere Diagnostik- und Reha-Programme können von allen arbeitsbedingt an Covid-19 Erkrankten in Anspruch genommen werden. Da wir derzeit nicht absehen können, ob unsere Kapazitäten ausreichen, arbeiten wir an Möglichkeiten, weitere Dienstleister für das Angebot fit zu machen. Parallel wollen wir Ärztinnen, Ärzte und Erkrankte stärker über die Programme informieren", ergänzt Brandenburg.
In diesem Jahr starteten zudem mehrere Forschungsprojekte, darunter das Interdisziplinäre Register. Es erfasst alle Versicherten, die am Post-Covid-Check teilgenommen und Leistungen erhalten haben. Nach drei, sechs und zwölf Monaten werden die Teilnehmenden zu ihrer gesundheitlichen Entwicklung befragt. Damit wird einerseits die Wirksamkeit der erfolgten Maßnahmen geprüft und bei Bedarf nachgesteuert. Zum anderen ermöglichen die systematisch erhobenen Daten weitere Erkenntnisse über das weitgehend unbekannte Post-Covid-Syndrom – ein weiterer Schritt, das Krankheitsbild genauer kennenzulernen und Heilungschancen zu verbessern.
www.bg-kliniken.de/post-covid-programm
Artikel "Statistische Auswertung der 2020 als Berufskrankheit anerkannten COVID-19-Erkrankungen" in DGUV Forum.