Datenbrillen

Fotomontage: Frau mit Bauhelm und Datenbrille blickt auf Industrieroboter, Kontextinformationen aus der Datenbrille sind eingeblendet

Datenbrille als Assistenzsystem in der Industrie
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Was sind Datenbrillen?

Datenbrillen projizieren Informationen direkt ins Sichtfeld einer Person und verfügen über die Funktionalität eines Smartphones. Die kopfgetragenen Micro-Computer haben gegenüber anderen, typischerweise als Arbeitsmittel eingesetzten Mobilgeräten mit vergleichbarer Funktionalität besondere Vorteile: Anders als Smartphones oder Tablets müssen sie bei der Nutzung nicht in der Hand gehalten werden - und die Informationen lassen sich erfassen, ohne den Blick vom Arbeitsgeschehen abzuwenden.

Anwendungsbereiche von Datenbrillen in der betrieblichen Praxis

In der betrieblichen Praxis existieren derzeit drei wesentliche Einsatzszenarien für Datenbrillen als Arbeitsmittel:


  • Pick-by-Vision
    Fotomontage: Kopf mit Datenbrille blickt in ein großes Warenlager; Informationen zu den nächsten Picks sind eingeblendet.

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    Visuell geführte Kommisioniertätigkeit (Pick-by-Vision)
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    In der Intralogistik werden Beschäftigten bei der Kommissionierung mit Datenbrillen relevante Informationen wie Lagerplatz, Produktangaben und Routenführung durch die Lagerhalle ins Sichtfeld eingeblendet (Pick-by-Vision).


  • Montageassistenz
    Blick in einen PKW-Motor mit eingeblendeten

    Anleitung bei komplexen Arbeitsprozessen (Montageassistenz)
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    Im Bereich der Montage und Fertigung dienen Datenbrillen als Informationssystem. Dabei sehen Beschäftigte in der Datenbrille kontextbasierte Informationen zu den jeweiligen Arbeitsschritten (Montageassistenz).


  • Remote Expert

    Über die Streamingfunktion können Beschäftigte Unterstützung durch räumlich entfernte Fachleute (Remote Experts) anfordern und fachspezifische Arbeitsschritte unter Anleitung durchführen.

Nähere Informationen zum Einsatz von Datenbrillen in der Arbeitswelt finden sich in einem Artikel in DGUV Forum und einer Bachelorarbeit aus dem IFA.

Fragestellungen für die Prävention: Sicher und gesund arbeiten mit Datenbrillen

Datenbrillen ermöglichen Beschäftigten in bestimmten Arbeitsbereichen einen einfachen Zugriff auf relevante Informationen und zugleich die Hände für andere Aufgaben frei zu haben. Dadurch verringern sich die Bearbeitungszeiten gewisser Aufgaben und die Effizienz gegenüber der Arbeit mit herkömmlichen Informationssystemen steigt. Gleichzeitig können allerdings neue Gefährdungen für die Beschäftigten entstehen, die Arbeitgeber im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung erfassen und reduzieren müssen.

Aus Arbeitsschutzperspektive zählen zu den wesentlichen Aspekten bei der Beurteilung von Arbeitsplätzen mit Datenbrillen:

  • Mögliche Zunahme der sensorischen Beanspruchung der Augen
  • Auswirkungen auf das Muskel-Skelett-System durch veränderte Arbeitsprozesse
  • Effekte durch elektromagnetische Felder
  • Zunahme informatorischer und visueller Belastungen
  • Psychische Belastung durch Arbeitsverdichtung und Kompetenzverschiebung
  • Wechselwirkungen mit Arbeitsumgebung/anderen Arbeitsmitteln/Persönlicher Schutzausrüstung (PSA)

Forschungsprojekte des IFA zum Thema Datenbrillen

Datenbrillen werden noch nicht lange in der Arbeitswelt eingesetzt, und so sind wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Themenbereich nur begrenzt verfügbar. Das IFA arbeitet in gemeinsamen Forschungsprojekten mit Unfallversicherungsträgern und externen Partnernorganisationendaran, relevante und aktuelle Erkenntnisse zur sicheren und gesunden Arbeit mit Datenbrillen zu erarbeiten und zu veröffentlichen:

  • Datenbrillen als Assistenzsystem auf Gabelstaplern

    Bild: IFA

    Gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW) untersuchte das IFA, wie sich der Einsatz von Datenbrillen als Assistenzsystem auf Gabelstaplern auf die kognitive Belastung der Fahrenden auswirkt. Nähere Informationen und Projektergebnisse finden Sie im IFA Report 5/2018: Beurteilung von Aufgabenlasten von digitalen Informationssystemen auf Flurförderzeugen: Datenbrille (HMD) vs. Monitor (Grundlagenuntersuchung).


  • Auswirkungen von Datenbrillen auf Arbeitssicherheit und Gesundheit

    In dem von der Berufsgenossenschaft Handel und Logistik (BGHW) initiierten Forschungsprojekt Auswirkungen von Datenbrillen auf Arbeitssicherheit und Gesundheit untersuchen Hochschulen und das IFA gemeinsam mit Partnerorganisationen aus der Praxis in Feld- und Laboruntersuchungen verschiedene Aspekte des Einsatzes von Datenbrillen an Arbeitsplätzen der Bereiche Handel, Logistik und Montage. Ziel des Forschungsprojekts ist es, Handlungsempfehlungen für die Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung zu entwickeln. Untersucht werden die Themenfelder Akzeptanz, Belastung der Augen, Auswirkungen auf das Muskel-Skelett-System, Strahlenbelastung, kognitive Belastung und Effizienz. Weitere Informationen und Zwischenergebnisse des laufenden Forschungsprojekts finden Sie beim Sachgebiet Intralogistik und Handel.

  • Arbeitsschutzgerechter Einsatz von Datenbrillen

    Für die DGUV-Publikation Fachbereich AKTUELL Arbeitsschutzgerechter Einsatz von Datenbrillen - FAQs, Checklisten erarbeitet der Fachbereich Holz und Metall der DGUV mit dem IFA sowie Unfallversicherungsträgern und Fachleuten aus der Praxis arbeitsschutzrelevante Informationen und arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Datenbrillen und Arbeitsschutz. Ziel der Schrift ist eine Checkliste, die Arbeitgeber bei der Planung von Arbeitsplätzen mit Datenbrillen und bei der Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung für infrage kommende Arbeitsbereiche unterstützt. Die Publikation steht vor der Veröffentlichung, weiterführende Informationen zu dem Themenkomplex finden Sie beim Fachbereich Holz und Metall.

Publikationen

Weitere Veröffentlichungen zum Thema Datenbrillen aus dem IFA:

Ansprechpartner

Dr. Christoph Schiefer

Stabsstelle Gestaltung neuer Arbeitsformen

Tel: +49 30 13001-3040